Kommt der Christstollen wirklich aus Dresden?
Er ist so lecker wie legendär: Dresdner Christstollen. Der gehaltvolle Butter-Rosinen-Stollen ist die Weihnachtsspezialität schlechthin und mittlerweile auf der ganzen Welt bekannt. Aber kennst du eigentlich die Geschichte dieses Backwerks? Wir erzählen von dem mittelalterlichen Originalrezept und vorgeschriebenen Zubereitungsmethoden.
Christstollen: Von der Fastennahrung zur Leckerei
Christstollen gehört nicht nur für die Dresdner in die Vorweihnachtszeit wie Adventskränze und Keksebacken. Und das seit langer Zeit: Bereits im Jahr 1474 wurde das Gebäck erstmals urkundlich erwähnt – und zwar auf einer Krankenhausrechnung. Der Christstollen galt damals noch nicht als Leckerei, sondern wurde als Fastennahrung eingesetzt. Das belegen auch die ursprünglichen Zutaten.
Siegeszug dank „Butterbrief“
Im Mittelalter bestand der Christstollen lediglich aus Mehl, Hefe und Wasser. Die katholische Kirche verbot während der Fastenzeit nämlich Milch und Butter im Essen. Das klingt wirklich nicht nach großem Genuss. Glücklicherweise hob Papst Innozenz VIII. im Jahr 1491 mit dem sogenannten „Butterbrief“ das Verbot auf – und sorgte damit auch für den Siegeszug des Christstollens.
Erst Königsspeise, dann Volksliebling
Könige fanden schnell Gefallen an der süßen Variante des Christstollens – und kamen zunächst in den alleinigen Genuss. Immer zu Weihnachten übergaben Stollenbäcker ihrem jeweiligen König das Gebäck. Wie es sich für ein Königsgeschenk gehörte, war das Exemplar stets stattlich. Mindestens 36 Pfund wog der Christstollen, der mit einer Prozession durch die Stadt zum Schloss getragen wurde. Erst später durften auch die Bürger kosten: Auf dem berühmten Dresdner Striezelmarkt konnten Naschwillige ab dem 16. Jahrhundert Christstollen erwerben.
Das Backen besonders großer Stollen nahm Kurfürst August der Starke sehr ernst. Im Jahr 1730 ließ er einen 1,8 Tonnen schweren Christstollen backen. Dazu brauchte es 3.600 Eier, 326 Kannen Milch und 20 Zentner Mehl. Das hat nachhaltig beeindruckt: Seit 1994 gedenken die Dresdner diesem Prachtexemplar jährlich mit dem sogenannten „Stollenfest“. Ein ausgewählter Bäckermeister darf einen ähnlich großen Stollen mit einem 1,60 Meter langen Messer anschneiden – ein gewähltes „Stollenmädchen“ assistiert dabei.
Kommt der Christstollen wirklich aus Dresden?
Schmückt sich Dresden etwa zu Unrecht mit dem Traditionsgebäck? Auch wenn die Geschichte der Stadt untrennbar mit dem Stollen verbunden ist, halten einige Stimmen das für wahrscheinlich. Demnach wurde der Stollen erstmalig im Jahr 1457 von Heinrich Drasdow im rund hundert Kilometer entfernten Torgau gebacken und nach seinem Bäcker benannt. Warum aus Drasdower Stollen dann Dresdener Stollen wurde? Das wird dem berühmten sächsischen Dialekt zugeschrieben…
Seit 2010 ist der Dresdner Christstollen als geographisch geschützte Marke eingetragen. Das hat Konsequenzen für die Bäckermeister: Die Stollen müssen im Großraum Dresden hergestellt werden. Außerdem sind die Originalzutaten vorgeschrieben und sie dürfen nicht in Formen gebacken werden.
Welche Zutaten gehören in einen Christstollen?
Mehl, Hefe, Zucker, Butter und Milch sind die Grundzutaten eines jeden Stollens. Dazu kommt viel Weihnachtsgewürz, das auch als fertiges Christstollengewürz erhältlich ist. Und nicht zu vergessen: Typischerweise werden zusätzlich Mandeln, Orangeat und Zitronat verbacken. Willst du Christstollen wie in Dresden selber mal ausprobieren? Wir haben ein leckeres Rezept für dich.